Restselbstbild

Vorwort

 

Diesen Text schreibe ich „jetzt“, nachdem ich den letzten Text für meine „Philosophie“ geschrieben habe und ich mir mein eigenes „Projekt“ nochmals sehr genau durchgelesen habe. Es hat mich ein wenig überrascht, in wie viele verschiedene Richtungen der „Fluss“ der eigenen „Wahrheit“ doch fließen kann. Eine solche Mannigfaltigkeit habe ich nicht „erwartet“, denn die Denkweise über die eigenen Grenzen hinaus erfordert das Aufgeben dieser Grenzen. Genau um diese Grenzen geht es in diesem Vorwort; sie sind das entscheidende Merkmal einer „bewusst“ gegenüber gestellten „Realität“. Diese Grenzen entstehen aus den Parametern des Denkens und des Fühlens; sie bestimmen und kreieren unsere „Realität“ auf eine Weise, die man erkennen kann. Viele dieser Grenzen haben wir uns selbst geschaffen, aber der Grundstein der Strukturen wurde uns in der Kindheit in die Wiege gelegt. Solange man sich innerhalb seiner Grenzen bewegt, ist man „programmierbar“, denn eine Grenze ist genau genommen nicht mehr, als eine Programmierung. Dieses Wissen kann man sich zunutze machen, indem man erkennt, dass diese Grenzen nicht mehr als „nur“ Fixpunkte der Gewohnheit sind; dadurch kann man seine „Programmierung“ gezielt verändern. Wenn man dies „wirklich“ möchte, dann ist es durchaus „sinnvoll“, seine Grenzen zu „erweitern“. Allerdings sollte man wissen, dass die Wächter dieser Grenzen die Ängste sind. Sie sind sehr starke Wächter, denn sie „kämpfen“ so lange, bis es nichts mehr zu kämpfen gibt.  

Eines will ich Ihnen noch mitteilen, bevor Sie sich eventuell dazu entschließen sollten, die folgenden Texte zu lesen: Wenn Sie Ihre Grenzen erweitern, so ist dies ein unabänderlicher Vorgang. Er ist nicht mehr rückgängig zu machen, das heißt, Sie müssen damit leben. Selbst wenn Sie alles verdrängen, so wird „Es“ immer im Hintergrund lauern und in Ihrem tiefsten Inneren einen Platz für sich beanspruchen. Dies ist der „Kampf“, den so viele Menschen in ihrem Inneren mit sich selbst austragen. Wenn Sie ein Mensch sind, der sich selbst verleugnet, dann sollten Sie sich genau überlegen, ob Sie es sich zumuten wollen, hier weiter zu lesen, denn wenn Sie diese Texte „ernsthaft“ lesen, kann es durchaus sein, dass Sie einen sehr großen Sprung über einige Ihrer Grenzen hinweg „vollziehen“ und dies kann auch einige „Unannehmlichkeiten“ mit sich bringen. Wenn Ihnen jemand sagt, dass Sie, seit Sie diese Texte Lesen, abgehoben sind, dann glauben Sie ihm ruhig. Sie können ihm deshalb glauben, weil die Sichtweise, die Sie hier vorfinden, abgehoben sein muss, denn dieses Wort ist eine Wertung, die aus einer eigenen Sichtweise heraus gemacht wird. Jemand, der nur seinen fünf Sinnen vertraut, kann keine treffendere Bezeichnung dafür finden, denn er kann diese andere Sichtweise, die ich hier vertrete, gedanklich nicht erfassen. Sie wird ihn sehr wahrscheinlich sogar völlig abstoßen und dies ist auch gut so, denn dieses Abstoßen ist ein „Selbstschutzmechanismus“. Es macht keinen „Sinn“, wenn man versucht sich zu rechtfertigen, denn damit würde man „nur“ versuchen zwei Sichtweisen miteinander zu verbinden, die nicht miteinander kompatibel sind. Man kann sich durchaus von anderen abheben, aber man muss auch einen Weg finden, seine Lebenseinstellung sinnvoll für sich selbst einzusetzen. Nur wenn man das Theoretische auch praktisch in sein Leben integrieren kann, ist man dazu in der Lage, einen Nutzen aus einer „Bewusstseinserweiterung“ zu ziehen.  

Sollten Sie diesen Hinweis für „überzogen“ halten, dann vergessen Sie ihn einfach wieder; mir war es aber dennoch wichtig, dass ich diesen Hinweis an dieser Stelle eingebracht habe.

  

Copyright 2003 by Michael Mayer