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Muster
Ich möchte mit diesem Text die Prägung beschreiben, die jeder Mensch über sich ergehen lassen musste, weil dies der Lauf der Dinge ist - ein Verlauf, der bei jedem einzelnen ein eigenes Muster verfolgt. Dieses Muster wird über die Vorgaben der Erziehung geprägt. Diese Vorgaben sind völlig in Ordnung, denn ohne sie wären wir wieder in der Steinzeit, in der es keine großen Erkenntnisse gab. Das heißt, dass jeder Mensch in der heutigen Zeit von der Entwicklung profitiert. Er macht dies, weil seine Erkenntnisse ein sehr hohes Maß erreicht haben. Das Problem besteht einzig darin, dass man die Dinge, welche man als fehlerhaft identifiziert, nur ändern oder ausschalten muss.
Die Strukturen des Denkens waren noch nie so scharf gezeichnet wie jetzt, nur die Leistung der Bewusstseinsveränderung ist von jedem selbst zu erbringen, eine Leistung die schwerer erscheint als sie es ist. Mir leuchtet natürlich ein, dass man innerhalb seiner Verpflichtungen der Gesellschaft gewisse Kompromisse machen muss, aber dies ist kein wirkliches Hindernis. Wenn man einmal damit angefangen hat, ein bewusstes Leben zu führen, dann ergibt sich der Rest fast von selbst. Es ist nur die Angst vor der Masse der Veränderungen, die man zu erblicken scheint. Wenn man sich dadurch abhalten lässt, wird man nie beginnen, also wird man auch nichts erreichen. Man muss sich seine Ziele stecken, um sie zu erreichen und nicht ziellos ein Erreichen von irgend etwas anstreben. Wenn man ziellos bleibt, begibt man sich in neue Kreisläufe, in denen man verweilt, bis man den Ausweg sucht. Das Suchen an sich ist bereits ein Ziel, ein Ziel das den Beginn eines Weges darstellt - ein Weg, der noch viele Ziele erfordert.
Die Reinheit des Denkens ist das erste Ziel, das man sich erfüllt. Mit Reinheit meine ich natürlich keine Unterteilung in gut und böse, sondern einfach nur ein klares Denken oder Beurteilen. Wenn man es erreicht, sich seine eigene Sichtweise zu schaffen, dann ist man nicht mehr so leicht zu blenden wie vorher. Im Gegenteil - man beginnt damit, die Hintergründe zu erkennen. Es gibt aber etwas, das man unbedingt unterlassen sollte. Ich meine die Manipulation von anderen Menschen. Diese hat nämlich einen entscheidenden Haken, es ist der Effekt des Kreislaufes. Jeder, der manipuliert, ist auch selbst manipulierbar und das bringt jeden in eine schwierige Situation. Das manipulierende Denken bringt jeden in die Situation, auf die Reaktion des anderen reagieren zu müssen. Also ist die Richtung nur noch in der Grundrichtung von einem selbst abhängig und der Rest ist eine Art von Kompromiss, den man nur noch grob steuern kann. Es entsteht eine Spirale, die nicht mehr nach den eigenen Mustern verläuft, sondern eine Art von Synthese, die von zwei oder mehr Mustern in ihrer Richtung bestimmt wird. Diese Art des Denkens führt zu keiner Erkenntnis, sondern es wird ein Tunnel der Eingrenzung kreiert, der nur die Verbindung einer Gruppe kennt. Der eigene Weg ist frei von solchen Dingen und Zerwürfnissen; er ist die Freiheit selbst.
Es gibt meines Erachtens keine treffendere Bezeichnung für das Wort Freiheit. Die Belohnung ist nicht nur im Denken begründet. Kennen sie das Beispiel des Bauern, der zuerst seine Saat aussähen muss und diese das ganze Jahr über pflegen muss, um dann seine Ernte einzufahren? Diesen Vergleich halte ich für sehr treffend. Viele Dinge, die man erntet sind nicht zu erkennen, aber sie sind da und wirken auch. Die Saat, die wächst wird immer kraftvoller, bis sie eines Tages ihre volle Reife erreicht hat und eine neue Lebensform entstanden ist. In dem Prozess des Wachstums ist die Saat allerdings sehr empfindlich, man muss sie hegen und pflegen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die Belohnung - das neue Leben - ist nicht mehr mit den Worten allein zu erfassen, vielmehr entzieht sie sich der Sicht des rationalen Denkens und arbeitet mit neuen Mitteln, die in der Kombination mit dem neuen Denken wirkt und sich so immer weiter entfaltet. Ob man nun weiterhin aussähen will, um Neues entstehen zu lassen, liegt bei jedem einzelnen selbst. Man kann sich auch auf dem Erreichten ausruhen und somit in diesen Kreisläufen weiterleben. Dort wo man sich niederlässt, dort ruht man auch. Manchmal ist es auch sinnvoll, eine zeitlang in sich selbst zu ruhen, um der Saat die Möglichkeit der Entwicklung zu geben.
Jeder, der nun seinen Weg weitergehen will, der sollte sich darüber im klaren sein, dass er bei einer neuen Aussaat immer die Samen aus seiner letzten Ernte verwendet. Damit will ich ausdrücken, dass man immer seine Richtung weiter verfolgt und nicht jedes Mal seine neu gewonnene Stärke verwirft, nur um einen anderen Weg zu gehen. Natürlich sollte man seine Muster auflösen (loslassen), um immer ein Stück weiter zu kommen. Um dies zu erreichen, sollte man aber sein Ego sehr genau ausloten, um zu erfahren, was mit einem selbst geschieht. Das Ego gibt nicht gerne seine Muster auf, dies hängt mit der Entstehung derselben zusammen. Als Beispiel greife ich das Rauchen auf: Die meisten denken, dass ihre Abhängigkeit mit der Nikotinsucht zusammenhängt, dies ist aber so nicht richtig. Als wir angefangen haben zu rauchen, hat sich unser Körper gewehrt, Husten und Schwindel waren die Reaktion auf das zugeführte Gift. Nach einiger Zeit haben wir unser Unterbewusstsein davon überzeugt, dass es etwas gutes ist und dass wir dies wollen. Unser Unterbewusstsein hält nun an dieser Gewohnheit fest, da wir es umprogrammiert haben. Die chemische Suchtwirkung ist hierbei nicht von Belang, es ist allein die psychische Wirkung, die uns gefangen hält. Es geht also um Prozesse, die über den Weg der Gewohnheit in uns gelangten und nun in uns verwurzelt sind.
Dieses Spiel haben wir unser Leben lang geführt, um uns in diese Gesellschaft zu integrieren. Es geht hier nicht um Vorwürfe; jeder, der ein Kind erzieht, will das beste für sein Kind. Manchmal können die Eltern allerdings nicht über ihre eigenen Schatten springen und somit ist ein Fiasko für das Kind vorprogrammiert. Aber es ist ein Frevel, den Eltern eine bewusste Misshandlung zu unterstellen; vielmehr stellt sich die Frage nach dem Versagen der Gesellschaft, da diese maßgeblich an der Entwicklung ihrer Bürger beteiligt ist. Wenn man sich diese Vorgehensweise genau betrachtet, wird man feststellen, dass die ganze Entwicklung des Menschen nur aus einer Programmierung – die sich über das ganze Leben zieht – besteht. Dies ist bei allen Kulturen gleich, nur die Art und Weise ist unterschiedlich. Es bleibt jedem einzelnen also nur eine Möglichkeit, die Verantwortung für sich selbst wieder in die eigene Hand zu nehmen. Sobald man dies tut, bemerkt man, dass dies mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Das Unterbewusstsein wehrt sich heftig gegen eine Veränderung der ihm bekannten Rollen, es will nicht aufgeben, wonach es schon immer existiert hat. Hier ist der Punkt, an dem man bewusst ansetzen kann. Sobald man den Widerstand erkennen kann, kann man ihn auch greifen. Man muss sich nun fragen, warum widerstrebt mir das Gewollte und wie kann ich es in die Bahnen meines Willens lenken, so dass sich der Widerstand auflöst? Wenn man es geschafft hat, auf diesem Wege seine ersten Muster aufzulösen, dann hat man einen Schlüssel zu seinem Unterbewusstsein gefunden.
Es ist abzusehen, dass sich das Unterbewusstsein gegen diesen Zugang mit anderen Mitteln wehrt. Es wird also eine zeitlang mitspielen, um sich dann in den Vorgang der Bewusstseinserweiterung als eigenständig getarnter Gedanke einzuschleichen. Über diesen Weg schafft es eine Verwirrung, die es zu überwinden gilt; sobald man dies erreicht hat, hat man einen Schlüssel zu sämtlichen unbewussten Vorgängen gefunden. Dieser Tumult, der nun in einem selbst beginnt, ist brutal oder das schönste, das man sich vorstellen kann. Es kommt auf die Einstellung an, mit der man an die Sache herangeht. Wenn man mit Angst oder Unsicherheit den Weg beschreitet, dann ist man zum Versagen verdammt. Es ist Sinn und Zweck der Sache, sich mit einer gewissen Gemütsruhe auf den Weg zu machen und dann die entdeckten Lasten des Gemüts aus sich selbst zu entlassen. Nur wer seine Last auf ein Minimum reduziert, der wird seine Entwicklung vollenden können. Mit Vollendung ist alles gemeint, was man erreichen möchte, also sind es die einzelnen Stationen, die den Weg als ganzes bestimmen.
Irgendwann wird sich das Unterbewusstsein diesem Weg anschließen und von sich aus bei der Beseitigung der alten Muster behilflich sein. Somit ist man auf seinem eigenen Weg und nichts ist nun mehr dazu in der Lage, diesen zu stoppen.
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