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Trauer
Jeder, der Trauer empfindet, kennt ihren Schmerz. Man fühlt sich verlassen, verloren oder einfach nur verletzt, es ist ein Prozess des Loslassens. Man sollte die Trauer nicht mit Mitleid oder Mitgefühl verwechseln, jemandem, der stirbt und dabei sehr leidet, dem wünscht man einen schnellen und schmerzfreien Tod. Die Trauer kommt hinterher und ist mehr ein egoistischer Prozess, der Trauernde selbst leidet und nicht der Verstorbene. Man trennt die Verbindungen mit dem Verstorbenen, um mit seinem Ableben fertig zu werden. Was übrig bleibt, sind die schönen Erinnerungen, die man an den Verstorbenen knüpft. Die unangenehmen Erinnerungen werden gelöscht oder aus einem anderen Licht heraus betrachtet. Wenn jemand seine Spirale der Trauer nicht verlassen kann, so ist dies sehr tragisch. Selbständige Menschen kommen mit der Trauer wesentlich besser zurecht, aber Menschen, die von dem Verstorbenen abhängig waren, sind in einer Zwickmühle. Es wird ihnen mit dem Tod etwas genommen, das sie ausgleichen oder auffüllen müssen und hier entsteht der Kreislauf der Leidensspirale. Die Trauer behindert die Vernunft und schaffen sie es doch, das Ufer der Vernunft zu erreichen, so wird ihnen das Loch bewusst, welches der Tod hinterlassen hat. Dieses Wechselspiel der Gefühle ist schwerlich zu stoppen, nur der Betroffene selbst kann dies erreichen. Es ist wie ein Schritt über den eigenen Horizont hinaus. Ist die Verbindung so stark, dass ein Zurückgebliebener nicht mehr alleine weiterleben will, so sollte man ihm seinen Wunsch nicht ausschlagen, nur um eine betäubte leere Hülle, des Lebens wegen, zu erhalten. In vielen Kulturen wird das Ableben eines Menschen gefeiert, allerdings ist dies für die meisten, in unserer rein materealistisch denkenden Welt, nicht möglich. Für viele in dieser kalten Welt Lebenden, ist der Tod das Ende von allem, was ein Wesen ausmacht.
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